KVK-Trigramm

Im Rahmen der experimentellen Erforschung des Gedächtnisses hat der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus (1885) festzustellen versucht, wie viele „sinnlose“ bzw „sinnarme“ einfache Buchstabenkombinationen sich ein Mensch merken kann.
Dazu verwendet er eine Kombination von Buchstaben, bestehend aus einem Konsonanten, einem Vokal und einem weiteren Konsonanten (KVK).

Dieses System ist leicht verständlich, da nur 3 Buchstaben pro „Silbe“ verwendet werden, jedoch gibt es wenig Möglichkeiten zu Assoziationen in der deutschen Sprache, weshalb das System unabhänig von der Vorbildung verschiedener Personen fast vergleichbare Werte liefern kann.

Übung:

Versuchen Sie die folgende Übung selbst und mit Freunden!

1. Grundübung

1. Lesen Sie sich die 20 Kombinationen in der Liste durch.
2. Schreiben Sie, ohne auf die Liste zu schauen, die Kombinationen auf. Versuchen Sie dabei auch die Reihenfolge einzuhalten.

Liste:

NOL
WOX
CAZ
BIJ
XUZ
ZIX
YUV
BIX
BIY
ZAY
KUW
RAK
LOX
XOT
ZAM
QIW
COT
QAZ
VOT
XIZ

2. Schwierigkeitsgrad steigern

  • Wiederholen Sie diesen Vorgang nach 15 Minuten, ohne sich die Liste vorher noch einmal anzuschauen.
  • Wiederholen Sie diesen Vorgang am Abend, ohne sich die Liste vorher noch einmal anzuschauen.

Notizen als Erinnerungsstütze

Eine Unterstützung im Alltag sind externe Katalogsysteme oder einfach gesagt Notizen, Kalender, Hinweise.

Es ist kein Fehler, sich Sachen aufzuschreiben. Es wertet Sie auch nicht ab, wenn Sie sich Dinge aufschreiben, viel besser, als wenn man sie „vergisst“.

Das Gehirn freut sich, wenn es Unterstützung beim Kramen im Gedächtnis bekommt. Das Gedächtnis ist keine schön aufgeräumte Bibliothek, wo Wissen und Informationen von A nach Z oder nach Datum sortiert bereit stehen, um abgefragt zu werden.

Übung:

  • Testen Sie sich einfach mal selbst! Setzen Sie sich hin und schreiben Sie alle Wörter, die Sie kennen und die mit O beginnen auf.

Wenn Sie fertig sind, stecken Sie den Zettel in Ihre Hosentasche.

Ihnen werden in den nächsten Stunden in den unmöglichsten Situationen und an anderen Orten viele weitere Wörter mit O einfallen, die noch nicht auf Ihrer Liste stehen.

Ihr Gehirn arbeitet also im Hintergrund weiter an der Aufgabe und ist nicht mit dem Einstecken des Zettels in die Hosentasche abgeschaltet. Das Gehirn nutzt die Fähigkeit, eine Information mit einer Vielzahl von anderen Informationen zu verknüpfen, um sie später auf verschiedenen Wegen wieder abzurufen. Durch diese Verknüpfungen erhält die Information eine höhere Priorität im Gedächtnis.

Denken Sie daran, dass Sie Sachen, die Sie früher in der Schule auf Spickzettel geschrieben haben, weil Sie meinten, sie sich nicht merken zu können, dann doch oft noch in Erinnerung hatten und Sie den Spickzettel im Nachhinein als unnötig empfunden haben.

Sobald Sie sich eine Notiz anschauen, werden Sie oft feststellen, dass Sie nicht mehr als die ersten Worte lesen müssen, um sich an den Rest des Inhaltes zu erinnern. Teilweise reicht es als Erinnerungsstütze auch aus, dass Sie den Notizzettel nur sehen, oder dass ein Datum im Kalender mit einem Symbol markiert ist.

Per Hand schreiben

Unabhängig vom Zustand des Gehirns sollte das Schreiben per Hand geübt werden. Tippen auf der Tastatur oder die Spracheingabe ins Handy helfen uns zwar Notizzettel und Kalender zu führen, aber trainieren nicht das Gehirn, bzw. sind kein intensives Gedächtnistraining.

Durch Schreiben mit der Hand verbinden Sie Ihre Gedanken mit Handbewegungen. Anders als mit dem Schreiben auf einer Tastatur, welche nur eine einzige Bewegung an der richtigen Position benötigt, so hat jeder Buchstabe per Hand geschrieben eine eigene Form und benötigt damit einen eigenen Bewegungsablauf.

Schreiben mit einem Stift verlangt von Ihrem Gehirn verschiedene Aufgaben zu koordinieren.

  • Die Hand muss bewegt werden, dabei muss das Gehirn der Hand die richtige Linienführung mitteilen, um die richtige Form der Buchstaben darzustellen. Das Gehirn muss also Bewegungsmuster abrufen.
  • Da sowohl Fehler in der Wortwahl und Grammatik schwer zu korrigieren sind und kaum Einschübe machbar sind, muss der Mensch vor dem Schreiben länger über die Wortwahl und den Sinn nachdenken, das Gehirn arbeitet konzentrierter.
  • Da der Mensch dazu neigt, Arbeit zu reduzieren, wird beim handschriftlichen Schreiben versucht, mit weniger Worten mehr auszudrücken. Einen umfangreichen Text am Computer, so wird man feststellen, würde man, sollte man ihn per Hand schreiben, durch eine andere Wortwahl kompakter und teilweise durch eine andere Wortwahl kreativer gestalten.
  • Es gibt nur wenige Personen, die sauber und ordentlich gerade schreiben, wenn sie nicht auf das Blatt/Stift schauen.
    Die eigene Körperwahrnehmung wird durch das handschriftliche Schreiben gestärkt. Das Gehirn kontrolliert und korrigiert ständig Abweichungen nicht nur in der Schreibrichtung, auch in der Stärke des Druckes des Stiftes und der Hand auf das Papier. Somit wird die Feinmotorik der Hand und die Auge-Hand-Koordination trainiert.
  • Gleichzeitig nimmt unserer Gehirn auch noch weitere Informationen
    aus der Umwelt wahr und verknüpft diese mit dem Text. Sei es die örtliche Situation, sei es der verwendete Stift, das Blatt, das Licht, welches Schatten auf das Schreiben wirft, oder ein Duft der gerade den Raum erfüllt. Im Gegenzug dazu wird beim Computerarbeitsplatz meistens versucht, eine ständig identische Arbeitssituation zu schaffen, um schnell und unabgelenkt tätig sein zu können. Beim handschriftlichen Schreiben gibt es eine Vielzahl von Unterschieden, die das Gehirn wahrnimmt und mit dem Textinhalt verbinden kann. Damit wird das Geschriebene individueller erlebbar und für das Gehirn somit leichter abrufbar.